Institutionelle Investoren wollen die Immobilienquote in ihren Portfolios leicht ausbauen – aber vor allem über den Zweitmarkt. Besonderes Interesse ziehen Rechenzentren, Light Industrial, Mikroapartments und LEH-geankerte Handelsimmobilien auf sich. Infrastrukturinvestments stehen jedoch höher im Kurs als Immobilien. Das sind Ergebnisse des jüngsten Fondsmonitors des Beraters Lagrange.
Auf einer Skala von 1 (starker Abbau) bis 11 (starker Aufbau) beziffern die befragten Versicherer, Versorgungswerke, Banken und Pensionskassen ihr Interesse an Immobilien-Spezialfonds – gemessen an ihren gesamten Spezialfondsanlagen – mit 6,21 Punkten. Lagrange interpretiert das als Willen zu einem „moderaten Ausbau der Immobilienanteile im Gesamtportfolio und bei Spezial-AIF“.
Doch Immobilien stehen auf den Agenden der institutionellen Anlegern nicht an der Spitze. Lagrange fragte die Investitionsneigungen zum siebten Mal ab. Erstmals sollten die Befragten sich bei der Ende 2023 durchgeführten Befragung auch zu beabsichtigten Infrastruktur-Investments äußern: Dabei kam ein Indexstand von 7,59 Punkten zutage, „der ein deutliches Interesse an einer Ausweitung von Infrastrukturinvestments signalisiert“. Als wichtigsten Grund für Investments in Infrastruktur-Spezialfonds nennen die Investoren eine beabsichtigte Risikodiversifikation im Gesamtportfolio.
Immobilienspezialfonds haben nicht nur das Nachsehen gegenüber Infrastrukturinvestments wie Photovoltaik oder Windkraft. Das Interesse an der Zeichnung von Anteilen an Primärfonds ist auch geringer als das Interesse am Kauf von gebrauchten Fondsanteilen über den Zweitmarkt (Indexwert: 7,21 Punkte). Das ist ein Novum seit Beginn der Erhebung: „Damit liegt der Wert für das Interesse an Zweitmarktkäufen erstmals deutlich höher als der Index für das Interesse der Ausweitung von Engagements am Primärmarkt.“
Noch viel größere Verschiebungen verzeichnete das Beratungshaus bei den Vorlieben für Immobilien-Nutzungsarten. Zwar liegen Wohnimmobilien mit einem kaum veränderten Anteil von 16% (H1/2023: 17%) der Nennungen – innerhalb des Immobilienanlagesektors – weiterhin unangefochten an der Pole-Position. Doch dahinter gibt es einige Bewegung: So sind die Präferenzen für Büroimmobilien deutlich rückläufig. Ihr Anteil hat sich mit 8% der Nennungen (H1/2023: 16%) halbiert. Dafür teilen sich jetzt Einzelhandelsimmobilien mit einem mindestens 70%igen Lebensmittelanteil sowie Unternehmensimmobilien bzw. Light Industrial mit jeweils 12% den zweiten Platz (H1/2023: 8% bzw. 10%), dicht gefolgt von Logistikimmobilien mit einem Anteil von 10% der Nennungen (H1/2023: 11 %).
Auf drittverwendungsfähige kommunale Verwaltungsgebäude entfielen 8% der Stimmen – und damit ebenso viele wie auf Büroimmobilien. Kaum geringer als das Interesse für Büros ist der Appetit auf Micro Living und Datacenter (je 7%). Real Estate Debt (5%) sowie Pflege- und Sozialimmobilien (je 4%) bilden die Nachhut.
Bestandsinvestoren wollen Bürofondsanteile über Zweitmarkt loswerden
Diese Gewichtung spiegelt sich auch im Interesse an möglichen Zweitmarktkäufen. Wohnimmobilien sind hier mit 39% die mit Abstand am stärksten gefragte Nutzungsart, deutlich vor Logistik und Infrastruktur mit jeweils 21% sowie lebensmittelgeankerten Einzelhandelsimmobilien (14%). Umgekehrt wollen sich Bestandsinvestoren in Immobilienspezialfonds über den Zweitmarkt am liebsten von Anteilen an Bürofonds trennen (48%).
Innerhalb des Infrastrukturbereichs stoßen Photovoltaik- und Windinvestments (24% bzw. 15%) sowie diversifizierte Infrastrukturfonds (23%) auf das größte Interesse. Mit einigem Abstand folgen andere erneuerbare Energien und Infrastructure Debt (jeweils 8%) sowie Bauten für die soziale Infrastruktur wie Kitas, Schulen und dergleichen (7%). In Speichersysteme und Netzinfrastruktur für die Kommunikation will kaum ein Anleger investieren (3% bzw. 2%).